Die für die Funktion unserer Gesellschaft elementare Ökonomie steht vor gewaltigen Herausforderungen und Veränderungen, die unweigerlich auf uns zukommen: Was wird aus Europa und dem Euro? Droht uns eine Inflation? Wird sich das Lohndumping weiter ausbreiten? Wachsen noch mehr Kinder in Armut auf? Wird sich die soziale Schere immer weiter öffnen? Was ist mit den Rohstoffvorräten unserer Welt? Können wir unsere etablierte Ökonomie überhaupt noch reformieren? Oder droht uns gar ein Systemcrash?
All diese Fragen standen deutlich erkennbar hinter den Vorträgen von ausgewählten Fachleuten unterschiedlichster Disziplinen und Arbeitsgebiete. Diese transdisziplinäre Vorgehensweise scheint denn auch tatsächlich die einzige Möglichkeit zu sein, das komplexe Wesen einer globalisierten Ökonomie so weit sichtbar zu machen, dass sich das Zusammenspiel der einzelnen Bestandteile zeigt. Dieses Zusammenspiel ist aber offensichtlich massiv gestört. Die immer schneller aufeinander folgenden Systemkrisen unserer Ökonomie sind daher kein Zufall. Das Gegenteil ist der Fall, zumal unsere globalisierte Ökonomie zunehmend und immer deutlicher an die Systemgrenzen unseres Planeten und seiner Ressourcen stößt.
Die aktuellen ökonomischen Krisen sind auch eine Krise der Politik, die sich – unter dem Einfluss falscher, aber bisher im Vordergrund stehender ökonomischer Paradigmen – als zunehmend orientierungslos erweist. Die Krise der Eurozone, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, die Benachteiligung von Niedriglöhnern und Familien, die systemgefährdenden Auswüchse des Casinokapitalismus und viele weitere Symptome sind auf einen eklatanten Mangel an Wissen über die komplexen Zusammenhänge einer Ökonomie bzw. an eine mangelnde Bereitschaft, diese verstehen und positiv umsetzen zu wollen, zurückzuführen. Es ist aber die Aufgabe der Politik, makroökonomische Herausforderungen anzunehmen, diese zu durchleuchten und dann angemessen in politische Prozesse umzusetzen.
Für eine „Rettung“ der etablierten Ökonomie sind die Herausforderungen und Instrumente aber – so das Ergebnis der Diskussionen auf diesem Symposium – durchaus erkennbar. Sie bestehen zum Einen darin, dass nationale Wirtschaften nicht nur wachsen, sondern ggfs. auch schrumpfen müssen. Für Deutschland bedeutet dies, will man die Eurozone aufrecht erhalten, beispielsweise – über eine Steigerung der Lohnstückkosten – ein schon kurzfristiges Senken der Wettbewerbsfähigkeit incl. der ausgeprägten Exportorientierung. Zum Anderen bedarf es einer massiven strukturellen Veränderung des Geldsystems (Einführung einer Monetative, Trennung von Realökonomie und Spekulation).
Weiter wird es darum gehen, die gesellschaftliche „Subvention“ der Großindustrie durch die günstige Bereitstellung von ökologischen Ressourcen und Erwerbsarbeit (Niedriglohnpolitik) sowie Familienarbeit (u.a. Generationenvertrag vs. einzahlungsgebundene Rente) wieder aufzuheben. Dahinter steckt die überraschende Erkenntnis, dass die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft heute – nach dem Erreichen von Systemgrenzen – nicht mehr dazu führt, dass es der Gesellschaft besser geht, sondern diese Gesellschaft (vertreten durch den Staat) zunehmend „ausblutet“. Und über die vielfältigen Interdependenzen letztendlich Staatskrisen bis hin zu Staatspleiten die Folge sein werden.
Es steht daher die Frage im Vordergrund, ob die gewählten Politiker sich diesen dringlichen Herausforderungen in angemessener Zeit stellen werden und in der Lage sind, alte Paradigmen aufzugeben? In der Diskussion wurde dies bezweifelt. Es wird wohl erst weitere schwere Wirtschafts- und Finanzkrisen brauchen. Systemischen Theorien zufolge werden diese dann aber heftiger ausfallen als die bisherigen.
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